Vor einiger Zeit habe ich ein Video von dem bekannten Physiker Harald Lesch gehört. Der Titel war: „Materie besteht nicht aus Materie“. Er erklärte, dass die kleinsten Partikel die wir kennen, die sich im Proton befindlichen Quarks seien. Es gäbe in einem Proton 2 Down-Quarks und ein Up-Quark (oder waren es zwei Ups und ein Down?) Egal. Entscheidend für mich war die Aussage von Professor Lesch, dass die Masse des Protons nur zu einem sehr geringen Teil (0,5% oder so) von den Quarks selbst, sondern Hauptsächlich von den Schwingungen der Bindungskräft zwischen den Quark bestimmt wird. Die Quarks seien wie an unsichtbaren energetischen Federn aufgehängt und die Bindungskräfte seien es, die für die Eigenschaften des Protons verantwortlich sind. Das höre ich als Psychologe natürlich gerne: „Bindungskräfte“.
Ist es nicht auch die Qualität unserer zwischenmenschlichen Bindungen, die unser Leben im Wesentlichen ausmacht? Bindung ist das was „dazwischen“ ist, das was fließt und schwingt. In dem Satz: „Materie besteht nicht aus Materie“ schwingt genau diese Erkenntnis mit: Es gibt keine voneinander getrennten Objekte oder Dinge.
Em Ma Ho, wie wunderbar.
Wenn wir die Perspektive etwas weiter „aufzoomen“, dann ergibt sich folgendes Bild: die Protonen (die ja, wie gesagt im Wesentlichen aus schwingenden Bindungskräften bestehen) bilden zusammen mit Neutronen (auch keine abgetrennten Dinger) den Atomkern. Um den herum schwingt das Elektron. Obwohl wir es so bezeichnen ist auch ein Elektron kein Teilchen, das klar lokalisiert werden könnte. Man spricht deshalb von der Aufenthaltswahrscheinlichkeit einer negativen Ladung, die um den positiv geladenen Atomkern herum schwingt. Und diese Aufenthaltswahrscheinlichkeit ist ziemlich weit vom Atomkern entfernt. Wäre der Atomkern so groß wie ein Fußball, dann wäre der Raum der Aufenthaltswahrscheinlichkeit des ersten Elektrons ca. 21 km entfernt. Dazwischen ist mal wieder nichts bzw. eben: Schwingung, Resonanz oder Bindungskraft.
Dann geht das so weiter. Die Atome tun sich zusammen und bilden Moleküle, die dann auch wieder eine eigene Schwingung haben und auch aus unglaublich viel Raum bestehen. Diese verbinden sich zu Molekülketten und irgendwann entstehen größerer Strukturen, wie z.B. die Zellen unseres Körpers. Und wer hätte das gedacht: jede Zelle hat ihre eigene Schwingung und auch zwischen den Zellen gibt es Resonanzen. Die Kommunikation in unserem Körper geschieht nicht nur durch Nervenleitbahnen, Hormone und Neurotransmitter, sondern eben auch durch Resonanz und Schwingung. Im Gehirn können wir durch die Messung der Schwingung, also Wellenaktivität (EEG) verschiedene Bewusstseinszustände unterscheiden.
Die Reise geht weiter: die Zellen verbinden sich zu größeren Strukturen also z.B. zu Organen. Jetzt kommen wir in den Bereich, in dem wir die Schwingungen bewusst wahrnehmen. Den Rhythmus des Herzens und die Darmperistaltik können wir – im Unterschied zu den Zell- und Molekülschwingungen – bewusst fühlen. Auch den Atemrhythmus können wir fühlen und sogar beeinflussen. Wir wissen inzwischen, dass diese großen Rhythmen im Körper alle miteinander korrespondieren. Der Herzschlag und der Atem wechselwirken ständig miteinander, wechselwirken mit der Darmperistaltik, den Zyklen der anderen Organe und den Schwingungen der einzelnen Zellen. Wir können also mit Recht sagen, dass unser Körper ein System von miteinander vernetzten Schwingungen und Resonanzen ist. Also so sozusagen ein wunderbares Musikstück. Solange wir leben sind diese Schwingungen sinnvoll miteinander vernetzt und es entsteht erstaunlicherweise irgendwie Bewusstsein. Wenn wir krank werden, wird dieses Schwingungssystem gestört und wenn wir sterben fällt es auseinander bzw. organisiert sich zu etwas Neuem. Wir können auf jeden Fall sagen, dass diese Schwingungen und Resonanzen unseren Körper und unser Leben im Wesentlichen ausmachen und dass da eigentlich keine Dinge bzw. Objekte zu finden sind.
Wenn wir die Perspektive nun noch etwas weiter „aufzoomen“ dann können wir bemerken, dass auch in unserer Umgebung viele Schwingungen sind, die wiederum mit den Schwingungen in unserem Körper korrespondieren. Die Erde dreht sich um sich selbst, daraus entsteht ebenso der Tag und Nachtrhythmus, wie auch das elektromagnetisches Feld der Erde. Beide Schwingungen haben einen starken Einfluss auf unseren Körper. Die Erde dreht sich um die Sonne. Daraus entstehen die Jahreszeiten. Auch diese Schwingung hat natürlich einen starken Einfluss auf unser Leben und das Leben überhaupt auf der Erde. Und es geht im Makrokosmos weiter mit den Schwingungen. Unser Sonnensystem dreht sich um das Zentrum unserer Galaxie und unsere Galaxie dreht sie wiederum um ein größeres Schwarzes Loch.
Lange rede kurzer Sinn. Vom kleinsten Partikel, bis zur größten Galaxis ist alles am Schwingen und Pulsieren, wahrscheinlich hängen alle diese Schwingungen miteinander zusammen und wir sind mitten drin und erfahren sie – wenn auch zu 99,9% nicht bewusst – alle. So wie in der schönen indischen Metapher von Indras Netz. Das Universum besteht aus einem Netzwerk von Diamanten in welchen sich in jedem einzelnen Diamanten alle! anderen spiegeln.
Wie und wo sich in diesem Netzwerk Bewusstsein bildet ist ein wundersames und völlig ungelöstes Rätsel.
Auf jeden Fall kannst du liebe Leserin und lieber Leser, wenn du keine KI bist, vermutlich bemerken, dass du Bewusstsein hast, sonst könntest du wahrscheinlich diesen Text nicht lesen. Du wirst einen Namen haben und eine Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft. Und du wirst dich wahrscheinlich abgetrennt von diesem großen Feld der Schwingungen des Universums erleben. Du wirst wahrscheinlich Angst vor dem Tod haben und dich freuen, wenn du gute Erlebnisse hast und dich unwohl fühlen, wenn du schlechte Erlebnisse hast. Du wirst eine Welle sein, die sich als abgetrennt vom Ozean erlebt und gleichzeitig für immer verbunden mit dem goldenen Meer ist.
Verzeih, wenn Hafiz und der Geliebte (Gott) freundlich lächeln,
über die Klage deines Herzens, es würde verdursten.
Wo doch schon vor so langer Zeit deine Seele
für immer hinein gekenntert ist:
In dieses goldene Meer.
Hafiz